Ja, es gab sie. Diese Zeit, in der die Menschheit ohne Strom auskommen musste. Eine Zeit, in der das eigene Zuhause mit Öllampen oder Kerzen beleuchtet wurde, in der man sich mit einem Kaminfeuer warmhielt und in der das Wort „Handy“ noch nicht Teil des deutschen Sprachschatzes war. Der große Siegeszug des Stroms begann Ende des 19. Jahrhunderts, als die ersten Kraftwerke mit elektrischen Generatoren konstruiert wurden. Heute, mehr als 100 Jahre später, ist die elektrische Energie aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Im öffentlichen Leben, im Haushalt oder im Beruf sehen wir Strom als etwas Selbstverständliches an, dem wir keine besondere Aufmerksamkeit mehr widmen. Dabei kam eine Studie des Deutschen Bundestags aus dem Jahr 2011 zu einer beängstigenden Erkenntnis: Ein großflächiger und andauernder Stromausfall würde alle kritischen Infrastrukturen innerhalb Deutschlands lahmlegen und somit unvermeidbar zu einem Kollaps unserer Gesellschaft führen. Vorfälle wie die Reaktorkatastrophe in Fukushima sollten uns die Augen öffnen, dass die Versorgung mit Strom keine naturgegebene Selbstverständlichkeit ist. Es lohnt sich also, das Thema Strom etwas genauer zu durchleuchten. Dies führt zwangsläufig zurück zur Kernfrage: Wie wird Strom eigentlich erzeugt?
Vom Kraftwerk bis zur Steckdose – wie wird Strom erzeugt?
Genau genommen ist die Frage danach, wie Strom erzeugt wird, nicht ganz korrekt. Physikalisch betrachtet ist Strom elektrische Energie. Energie kann weder aus dem Nichts entstehen, noch erzeugt werden. Sie wird stets aus einer anderen Energieform umgewandelt. Ein einfaches Beispiel: Häufig sieht man im Winter Menschen, die ihre Hände aneinanderreiben, um sich aufzuwärmen. Diesem Phänomen liegt eine physikalische Energieumwandlung zugrunde. Die kinetische Energie (Bewegungsenergie der Hände) wird in thermische Energie (Wärme der Hände) umgewandelt. Ähnlich verhält es sich auch bei der „Erzeugung“ von Strom im Kraftwerk. Aus Energieformen wie chemischer, thermischer, kinetischer, potenzieller, Licht- oder Kernenergie wird durch eine Energieumwandlung elektrische Energie erzeugt. Diese wird anschließend in ein Stromnetz eingespeist und gelangt so zur Steckdose des Endverbrauchers.
Von Blockheizkraftwerk bis Wasserkraftwerk
Für knapp die Hälfte, und somit den Löwenanteil des in Deutschland verfügbaren Stroms, sind auch heute noch die fossilen Brennstoffe verantwortlich. Braunkohle, Steinkohle und Erdgas werden im Kraftwerk durch einen Verbrennungsprozess in elektrische Energie umgewandelt. Doch die Methode ist umstritten. Das liegt zum einen daran, dass die Reserven der fossilen Energieträger begrenzt sind und nach aktuellen Hochrechnungen maximal noch 200 Jahre ausreichen. Zum anderen entstehen bei der Verbrennung Treibhausgase, die nachgewiesenermaßen die globale Erderwärmung beschleunigen.
Nicht weniger umstritten ist die Kernenergie, die immerhin noch gut ein Achtel des Stroms ausmacht. Bei diesem Prozess der induzierten Kernspaltung zerfällt der Atomkern eines Uran- oder Plutonium-Isotops, wodurch Energie freigesetzt wird. Auch wenn die Stromgewinnung aus Kernenergie um ein Vielfaches effizienter ist als bei der Verbrennung fossiler Energieträger, birgt diese Technologie große Risiken. Die Endlagerung des radioaktiven Abfalls ist bis heute ein ungeklärtes Streitthema. Darüber hinaus haben Nuklearkatastrophen wie die von Tschernobyl oder Fukushima gezeigt, dass die Technologie durch den Menschen nicht zu 100 % kontrollierbar ist. So fand im Jahr 2011 bei der Bundesregierung ein Umdenken statt, das den geplanten Atomausstieg bis zum Jahr 2022 zur Folge hatte.
Stark auf dem Vormarsch sind die erneuerbaren, regenerativen Energien. Sie tragen heute bereits knapp ein Drittel zum Strommix in Deutschland bei – Tendenz steigend. Durch Wasserkraftwerke, Windkraftwerke und Photovoltaikanlagen wird sogenannte „grüne“ Energie erzeugt, die entweder unerschöpflich zur Verfügung steht oder sich von selbst regeneriert. Die Politik unterstützt im Zuge der Energiewende den Ausbau erneuerbarer Energien massiv, so zum Beispiel mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) aus dem Jahr 2000. Dieses schreibt vor, dass Strom aus erneuerbaren Quellen bevorzugt ins Energienetz eingespeist wird und sichert den Erzeugern somit eine vorteilhafte Wettbewerbssituation gegenüber den Erzeugern nicht-regenerativen Stroms.
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